Prof. Dr. phil. Dr. h. c. mult. Kurt Mothes
3.11.1900 - 12.02.1983



Kurt Mothes wurde am 3. November 1900 in Plauen geboren, studierte nach abgeschlossener Apothekerlehre ab 1921 in Leipzig Pharmazie. 1925 promovierte er hier bei Prof. W. Ruhland (Über den Stoffwechsel der Säureamide in höheren Pflanzen) und habilitierte sich 1928 in Halle (Nikotinumsatz in der Tabakpflanze), wo er bis 1934 als Privatdozent blieb. 1934 folgte Kurt Mothes einem Ruf auf die Professur für Botanik und Pharmakognosie an der Universität Königsberg. Dort war er bis 1945 tätig, zuletzt als einzig verbliebener Apotheker von Königsberg. Im Herbst 1949 aus sowjetischer Gefangenschaft entlassen, begann Mothes im Institut für Kulturpflanzenforschung Gatersleben die chemisch-physiologische Abteilung aufzubauen. 1951 begann die Lehrtätigkeit von Kurt Mothes an der Martin-Luther-Universität Halle - von 1951-1960 als Ordinarius für Pharmakognosie, von 1956-1966 als Ordinarius für Allgemeine Botanik und von 1963 bis zu seiner Emeritierung 1966 als Ordinarius für Biochemie der Pflanzen. Von Anfang 1958 leitete er die neu gegründete Arbeitsstelle für Biochemie der Pflanzen, die 1960 zum Institut für Biochemie der Pflanzen der Akademie der Wissenschaften der DDR - dem heutigen Leibniz - Institut für Pflanzenbiochemie - ausgebaut wurde und dessen Direktor Kurt Mothes bis Ende 1967 war. Von 1954 bis 1974 war Kurt Mothes Präsident der Deutschen Akademie der Naturforscher LEOPOLDINA und reformierte diese älteste naturwissenschaftlich-medizinische Akademie der Welt in seiner Amtszeit und setzte damit in wissenschaftlicher und organisatorischer Hinsicht neue Maßstäbe.
Am 12. Februar 1983 starb Kurt Mothes in Ahrenshoop.

Das wissenschaftliche Lebenswerk von Kurt Mothes ist im wesentlichen von der Chemie der pflanzlichen Stickstoffverbindungen, sowohl im Primär- als auch im Sekundärstoffwechsel geprägt. Vom Beginn seines wissenschaftlichen Werdegangs an hat Kurt Mothes versucht, pflanzenphysiologische Probleme mit chemischen Methoden zu lösen. Er verband die aus der Physiologie stammende dynamische Betrachtungsweise mit der statisch analytisch-chemischen Methodik. Dies führte zu ersten Arbeiten über Eiweißsynthese und Eiweißabbau. Fragen der Entgiftung, Speicherung und Transport organischer Stickstoffverbindungen haben Kurt Mothes viele Jahre beschäftigt. Die sekundären Pflanzenstoffe waren in seinem Schaffen dominant und haben ihn ein Leben lang besonders interessiert. Vor allem aber sind es die Alkaloide, deren Physiologie und Biochemie er mit zahlreichen Mitarbeitern untersucht hat. Es konnte gezeigt werden, dass Kinetin die Seneszenz abgeschnittener Tabakblätter verhinderte. Kinetin- behandeltes Gewebe erwies sich als Attraktionszentrum, zu dem lösliche Stoffe aus unbehandelten Blättern gerichtet und aktiv, d.h. gegen ein Konzentrationsgefälle, transportiert und dort gespeichert wurden. Kinetin erwies sich auch als Antistress-Faktor. Zusammenfassend kann man feststellen, dass Kurt Mothes einen entscheidenden Beitrag geliefert hat zur Problematik der zellulären Korrelationen von physiologischen Zuständen.
Kurt Mothes wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet (unvollständige Auswahl):

Auszeichnungen:
  1965  Carl-Mannich-Medaille der Deutschen Pharmazeutischen
             Gesellschaft
             Medaille der Förderation der Europäischen Biochemischen
             Gesellschaften
             Otto-Wahrburg-Medaille der Gesellschaft für Physiologische
             Chemie
  1977  Silberne Medaille der Académie Nationale de Médecine              de France

Ehrenpromotionen:
  1960  Dr. med. h. c. Universität Halle-Wittenberg
  1960  Dr. agr. h. c. Universität Kiel
  1965  Dr. rer. nat. h. c. Universität Halle-Wittenberg
  1965  Dr. phil. h. c. Universität Wien
  1971  Dr. pharm. h. c. Universität Szeged
  1975  Dr. rer. nat. h. c. Universität Greifswald

Ehrenmitgliedschaften:
  1962  Vereinigung für Angewandte Botanik
  1967  Gesellschaft Deutscher Chemiker
  1975  Biochemische Gesellschaft der DDR
  1975  Ehrensenator der Martin-Luther-Universität Halle- Wittenberg
  1982  Deutsche Botanische Gesellschaft

Wahlen in Akademien:
  1940   Deutsche Akademie der Naturforscher LEOPOLDINA
  1953   Akademie der Wissenschaften der DDR
  1954   Sächsische Akademie der Wissenschaften
  1960   Österreichische Akademie der Wissenschaften
  1968   Orden "Pour le mérite für Wissenschaft und Künste"

Quellen:
"Kurt Mothes (1900-1983): Gelehrter, Präsident, Persönlichkeit ...",
Benno Parthier, Acta Historica Leopoldina; 37
"Kurt Mothes (1900 - 1983) - Leben und Werk",
Benno Parthier, Biochem. Physiolog. Pflanzen, 178 (1983), 695-743
"Kurt Mothes - Stationen seines Lebens",
http://www.iph-halle/deutsch/institut/geschichte/mothes.htm (12.01.2005)
"Kurt Mothes - Wissenschaftliches Lebenswerk"
http://www.iph-halle/deutsch/institut/geschichte/mothes2.htm (12.01.2005)